Bei einer Explosion während eines Chemie-Experiments sind am Montag an einer Realschule in Paderborn ein Lehrer und vier Schüler verletzt worden. Ein zwölf Jahre alter Schüler erlitt so schwere Brandwunden, dass ein Rettungshubschrauber ihn in eine Spezialklinik brachte. In Lebensgefahr schwebte er nicht.
Die drei anderen Schüler im Alter von zwölf und 13 Jahren und der Lehrer der siebten Klasse kamen ebenfalls ins Krankenhaus. Der 28-Jährige und zwei Schüler konnten die Klinik kurze Zeit darauf wieder verlassen.
Bei dem Versuch habe es sich um ein «Lehrer-Experiment» gehandelt, sagte der Polizeisprecher. «Der Lehrer stand vorne und hat etwas vorgemacht.» Bei der Verpuffung in der ersten Unterrichtsstunde seien die Schüler in den vorderen Sitzreihen verletzt worden. Einen Schüler habe der Chemielehrer anschließend mit einer Decke löschen müssen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
Seelsorger und die beiden Klassenlehrer betreuten die übrigen 20 Kinder nach Angaben von Schulleiterin Cornelia Pongratz. Der Unterricht in den anderen Klassenräumen lief normal weiter. «Wir wollten den Schülern soviel Normalität wie möglich bieten», sagte Pongratz der Nachrichtenagentur dpa. Der Chemieraum habe bei der Verpuffung keinen Schaden genommen.
Was ist schief gelaufen?
Um was für ein Experiment es sich genau handelte und wieso es missglückte, konnte der Polizeisprecher am Montag nicht sagen. Nach Angaben der Feuerwehr soll Spiritus eine Rolle bei dem Versuch gespielt haben. «Es war wohl eine Lösung mit Brennspiritus und Wasser hergestellt worden», sagte ein Sprecher. Nach Schilderungen der Schüler sei immer weiter Spiritus zugefügt worden, um zu zeigen, ab welchem Mischungsverhältnis es brenne.
Der junge Chemie- und Deutschlehrer sei selbst Gefahrstoffbeauftragter an der Realschule, sagte Pongratz. Es handle sich um einen «sehr verantwortungsvollen und verlässlichen Menschen», erklärte die Schulleiterin. «Deshalb kann ich mir derzeit nur vorstellen, dass es ein Unfall, ein Unglück war und er nicht fahrlässig gehandelt hat.» Der 28-Jährige gehöre dem Kollegium seit zwei Jahren an.
«Es hat hier vorher noch nie einen Unfall gegeben», sagte Pongratz weiter. Jetzt müssten die Verantwortlichen in aller Ruhe analysieren, was schief gelaufen sei. Chemie-Experimente sollen an der Schule mit rund 640 Schülern aber weiter stattfinden. «Die Kinder haben das Recht auf anschaulichen, lebendigen Unterricht», sagte die Schulleiterin. «Wir verbieten ja auch nicht das Autofahren, weil jeden Tag Unfälle passieren.»
dpa - Bild: Waltraud Grubitzsch (epa)