Was wäre Audrey Hepburn alias Holly Golightly in "Frühstück bei Tiffany's" ohne ihr legendäres kleines Schwarzes? Oder Marlene Dietrich ohne Herrenanzug und Zylinder? Kostüme sind in Filmen mehr als Kleidungsstücke. Wie stark sie daran mitwirken, einen Charakter zu schaffen und eine Figur lebendig zu machen, bekommt der Zuschauer oft gar nicht mit.
Hinter einem funktionierenden Kleidungsstück auf der Leinwand steckt ein Geschichtenerzähler mit Nadel und Faden, wie jetzt eine Ausstellung im Victoria und Albert Museum (V&A) in London zeigt. Die spektakuläre Schau ist laut V&A die erste ihrer Art und versammelt mehr als 130 Originalkostüme - darunter reihenweise Filmlegenden.
Das Ganze ist ein Fest fürs Auge und dürfte sich schnell zum Blockbuster entwickeln. "Hollywood Costume" läuft bis zum 27. Januar 2013. Doch hinter der schönen Fassade verbirgt sich eine ganze Menge mehr, wie mit Hilfe von Drehbüchern, Interviews mit Kostümbildnern und Stars, Zeichnungen und anderem Hintergrundmaterial erklärt wird.
Am Anfang steht das Drehbuch
"Beim Kostümdesign geht es nicht um Modedesign, es ist ein kreativer Prozess, eine Charakterisierung", sagt Kuratorin Deborah Nadoolman Landis. "Jedes Objekt erzählt eine Geschichte." Schließlich ist das auch im wahren Leben so, wie die Schau aufschlüsselt. Jedes Kleidungsstück, jeder Schmuck, die Schuhe, die Armbanduhr - alles, was ein Mensch trägt, hat eine Geschichte, kommt irgendwoher, wurde irgendwo gekauft, vielleicht verändert, und aus bestimmten Gründen angezogen. Genauso muss das auch für einen Filmcharakter passieren, sonst wird die Figur schnell unglaubhaft.
Oft bleiben vor allem die Kleidungsstücke aus Kostümfilmen in Erinnerung, ausladende historische Roben zum Beispiel. Dabei ist es für Kostümbildner oft viel schwerer, Kleider für Filme zu machen, die im Heute spielen. Glamour spielt da meistens gar keine Rolle, wie Designerin Ann Roth erklärt: "Ich ziehe keine Filmstars an. Ich ziehe Schauspieler an, die Charaktere spielen."
Weil das Publikum Experte der modernen Mode ist, gilt für Filme aus dem Jetzt laut V&A die Devise: Am besten sind die Kostüme, wenn der Zuschauer sie gar nicht bemerkt. Manchmal kann das ein unscheinbarer Streifenpulli mit beiger Jacke wie für Matt Damon in "Ocean's Eleven" sein, oder ein verwaschenes schwarzes T-Shirt.
Am Anfang steht für den Kostümdesigner nur das Drehbuch, wird in der Schau erklärt. Zusammen mit dem Regisseur und dem Schauspieler entwickelt er dann Konkretes. Neben Farbe und Schnitt liegt der Trick auch im Detail, denn wenn eine Nahaufnahme gemacht wird, muss jeder Knopf und jedes Loch an der richtigen Stelle sein.
Die Kleider aber sind nicht nur für den Zuschauer da, sondern auch ein wichtiges Werkzeug für die Schauspieler, wie Oscar-Preisträgerin Meryl Streep in einem Interview für die Ausstellung erklärt: "In jedem Film sind die Kostüme die halbe Miete, um einen Charakter zu schaffen. Ich habe eine ganz deutliche Meinung dazu, wie meine Figuren präsentiert werden. Wir drücken sehr viel aus mit dem, was wir auf unsere Körper legen."
Von Britta Gürke, dpa - Bild: Ben Stansall, afp