Die Backen blasen sich auf, der Mund wandert zum Alphorn, dann pustet Rainer Bothe los. Der Kopf errötet und aus dem 3,60 Meter langen Alphorn ertönt ein schiefer, aber markerschütternder Ton.
Der Mann, der die Dezibel durchsagt, blickt auf das Messgerät. Dann wieder Richtung Bühne. «111,1 Dezibel», ruft er - Rainer Bothe kann sich nicht mehr halten. Der Hamburger springt vor Freude in die Luft: «Das gibt's doch gar nicht! Wow, damit hätte ich nicht gerechnet», freut sich der 49-Jährige.
Er ist damit der Gewinner eines Wettbewerbs im Alphornlautblasen in München. Komiker Michael Mittermeier kürte den Sieger und versuchte sich auch selbst im Alphorn-Lautblasen - allerdings außer Konkurrenz. Er schaffte 101,6 Dezibel: «Das ist so, wie wenn du Zweiter wirst in der Champions League. Das ist völlig wurscht, du bist trotzdem Letzter», scherzte Mittermeier.
Nicht schön, aber laut
186 Menschen hatten in der bayerischen Hauptstadt am Samstag und Sonntag um die Wette geblasen. Ziel war es, einen möglichst lauten Ton mit dem Alphorn zu erzeugen. Ob das auch schön klingt, war egal. Doch das ist gar nicht so einfach, so mancher Teilnehmer verließ die Bühne, ohne auch nur ein einziges Dezibel erzeugt zu haben. Deshalb zeigte die Schweizer Profi-Alphornbläserin Ma-Lou Bangerter den Teilnehmern, wie sie die Lippen anspannen sollten. «Das hat viel mit der Körpermasse zu tun. Ich habe beobachtet, dass das meist große, kräftige Männer schaffen», sagte sie.
111,1 Dezibel sind ungefähr so laut wie Discomusik oder ein Presslufthammer. Bei 130 Dezibel beginnt es, weh zu tun. Doch darauf kommt es beim eigentlichen Alphornblasen gar nicht an. «Ursprünglich war das Alphorn ein Stimulations - und Kommunikationsmittel», erklärte Ma-Lou Bangerter. Man habe sich damit in den Bergen verständigt oder mit den Melodien Kühe angeregt, mehr Milch zu geben.
Alphornbauer und -bläser Stefan Biermaier aus Bischofswiesen hält nicht viel von dem Lautblaswettbewerb: «Das ist schon ein bisschen ein Schmarrn», findet er, schließlich ginge es ja um den schönen Klang. Rainer Bothe verschaffen seine 111,1 Dezibel immerhin einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde und eine Reise in die Schweiz. Er hat damit nicht nur den vorläufigen Rekord des 30-jährigen Münchners Sebastian Regel gebrochen, der es auf 110,7 Dezibel brachte. Bothe brach auch seinen eigenen Rekord aus Hamburg (109,9).
dpa - Bild: Matthias Schrader (epa)