Frankreichs Wahlkämpfer inspirieren die Werbebranche. Vor allem im Internet toben sich die Kreativen aus, die mit Wortwitz und Charme die Versprechen der Politiker ummünzen.
Vom Käsehersteller über Autovermieter bis zum Dessous-Produzenten reicht die Spanne der Firmen, die in ihren Anzeigen und Werbespots die Kampagnen der Kandidaten parodieren.
Nicht nur der um seine Wiederwahl kämpfende Präsident Nicolas Sarkozy findet sich mit seinem Wahlkampf-Motto «Das starke Frankreich» auf dem Plakat eines Slip-Herstellers wieder. Die Wäschefirma «Le slip français» parodiert in einem Video auch den Wahlkampf-Spot des sozialistischen Kandidaten François Hollande. Anstatt «Le changement c'est maintenant» («Der Wechsel ist jetzt») zu fordern, ruft die Marke zum Wechsel der Unterhose auf: «Le changement de slip, c'est maintenant».
Auf Youtube wurde das Video mehr als 77.000 Mal angeschaut. 5000 Unterhosen hat das Unternehmen verkauft. «Der Wahlkampf ist für uns die Basis einer witzigen Werbeidee», sagt der junge Firmenchef Guillaume Gibault. Er hat auch den markigen Präsidenten-Spruch über die starke Nation umfunktioniert - in «Das starke Frankreich in Unterhose». Der Spruch steht unmittelbar neben dem Porträt eines staatstragend dreinblickenden Sarkozys. Auch die Wahlkampfsprüche der übrigen Präsidentschaftskandidaten wurden verfremdet. Weder Hollande noch Sarkozy wollten die Nutzung ihrer Bilder und Kampagnen in der Werbung auf Anfrage kommentieren.
Käse, Reinigungsmittel, Autovermietung
Noch einen Schritt weiter als der Slip-Hersteller mit seinem Unterhosen-Dreier-Set in den Landesfarben Blau-Rot-Weiß gehen ein Käsehersteller und eine Reinigungsmittelfirma. Eine rote Kuh mit baumelnden Käse-Ohrringen grinst in Wahlkampfpose hinter einem Rednerpult, daneben der Spruch «Und wenn Sie die Partei wählen, die darüber lacht?». In der Werbung der Käsemarke «La vache qui rit» ist ihr Marken-Tier «Präsidentschaftskandidatin». Wie in der echten Politik hat die fiktive «Partei, die darüber lacht» sogar ein Wahlprogramm. Auf der Facebook-Seite der Marke lassen sich Fotos der Kandidaten-Kuh im Stil des offiziellen Präsidentenfotos betrachten.
Für Konkurrenz unter den fiktiven Kandidaten sorgt die Reinigungsmittel-Firma Briochin. Ihr «Präsidentschaftskandidat» heißt - wie sollte es anders sein - Jacques Briochin und ist das Markenzeichen der Firma. In Anzeigen wird er mit dem Wahlspruch gepriesen: «Dieser Mann hat nicht bis zum (Wahl-)Jahr 2012 gewartet, um das Markenzeichen ,Made in France' zur Priorität zu machen.» Die Werbung bezieht sich auf die patriotischen Untertöne der Wahlkämpfer, die im Zeitalter der Globalisierung wieder verstärkt auf Nationales setzen wollen.
Die Skepsis mancher Franzosen hinsichtlich von Wahlkampfversprechen nimmt die Online-Supermarktkette houra.fr aufs Korn. «Endlich ein Kandidat, der seine Versprechen hält» heißt es dort. Erst Fotos von Mitarbeitern klären darüber auf, dass damit eine pünktliche Lieferung gemeint ist. Die politische Richtungsentscheidung bei der Wahl thematisiert die Autovermietungsfirma Sixt: Sie klärt Sarkozy und Hollande darüber auf, dass ihre Mietwagen genauso gut rechts wie links fahren können.
dpa - Bild: Patrick Bernard (afp)