Im Minutentakt läuft ein neues Fahrzeug vom Band und verschwindet in einem Pappkarton. 400 Stück am Tag. Beim Freizeitgeräte-Hersteller Kettler im sauerländischen Ense werden seit 50 Jahren Kettcars produziert. «Das ist bei uns am Band wie in der Automobil-Industrie», sagt Werksleiter Ulrich Mayer. Allerdings sind bei der Montage Handarbeit statt Roboter gefragt und am 14 Meter langen Montageband sind nur acht Mitarbeiter beschäftigt. «Wir sprechen ja auch von einem "Kettcar" und nicht von einem Auto.»
Dem Vater des Kettcars, Firmengründer Heinz Kettler, gelang 1962 nach einer Amerika-Reise der große Wurf. «Ob er da die Idee hatte oder solche Autos gesehen hat, wissen wir nicht», sagt Bereichsleiter Martin Kröger. Aber seitdem sind die Kinderflitzer ein Renner und das bekannteste Produkt der Firma. Der Name «Kettcar» wurde sogar zum Synonym für alle Kindertretautos. «Das ist das Beste, was einer Firma passieren kann», sagt Kröger.
«Jeder kleine Junge will doch ein Rennfahrer sein», begründet Kröger den immer noch andauernden Erfolg des Kettcars. Die ersten seit März 1962 produzierten Modelle wurden mit Pedalstangen angetrieben, 1965 kam die vierte Generation mit dem Zusatz «Luxus» erstmals mit einer Fahrradkette daher. Ein Jahr später bekam der zunächst spartanische Metallsitz ein Polster. Seitdem hat sich technisch nicht viel getan.
Wasserpistole und Nebel
Die neuen Modelle werden regelmäßig von jungen Testfahrern ausprobiert. «Wir haben hier zwei Kindergärten in der Nachbarschaft», sagt Werksleiter Mayer. Die kriegen die Neuheiten zum Praxistest. «Was die Kinder dann bemängeln, wird schon sehr ernst genommen. Schließlich sind das unsere Kunden», sagt Mayer. Und die Tester dürfen auch Wünsche äußern. «Die wollen alles, was sie aus dem Fernsehen kennen.» Farblich gehe man schon auf die Wünsche der Kinder ein. Aber mancher Wunsch gehe dann doch zu weit. «Manchmal haben die auch Kinderträume. Zum Beispiel, dass man eine Erbsen- oder Wasserpistole einbaut, oder dass hinten Nebel rauskommt.»
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