Die Braunschweiger bewegt derzeit vor allem eine Frage: Wer ist der anonyme Spender? Seit November haben Mitarbeiter sozialer Einrichtungen und Pastoren mit Geld gefüllte Briefumschläge erhalten. Meist sind 10.000 Euro im Umschlag, und fast immer weisen Artikel der «Braunschweiger Zeitung» auf den Verwendungszweck hin.
Eine Suppenküche, ein behinderter Junge, die Sternsänger, Kirchengemeinden und Kindergärten, aber auch ein Museum und die Stadtbibliothek bekamen Geld - insgesamt rund 180.000 Euro. «Wir sehen keinen Ansatz für eine kriminelle Handlung, also haben wir keinen Grund zu ermitteln», sagt Polizeisprecher Wolfgang Klages. Anonyme Spenden seien erlaubt.
«Anonyme Spenden gibt es oft», berichtet Armin Kraft. Der frühere Braunschweiger Domprediger hat am vergangenen Wochenende von dem geheimnisvollen Spender 11.500 Euro in drei Umschlägen erhalten. Kraft ist Botschafter der Braunschweiger Aktion «Kinder in Armut», die schnell und unbürokratisch im Einzelfall hilft, Schulküchen unterstützt und Nachhilfen organisiert.
«2011 haben wir Spenden im hohen sechsstelligen Bereich erhalten, viele davon anonym», sagt er. Allerdings sei eine so spektakuläre Spendenreihe selten. «Wir respektieren die Anonymität des uns unbekannten Spenders oder der Spender. Wenn Menschen Gutes tun, ist das jedoch für uns immer eine gute Geschichte», sagt Henning Noske, Lokalchef der «Braunschweiger Zeitung».
Anonyme Opferhilfe
Öffentlich wurde die erste Spende im November 2011. Damals hatte die Zeitung über einen Handtaschenraub und das traumatisierte Opfer berichtet. «Unmittelbar danach erhielt die Opferhilfe 10.000 Euro», erzählt Noske. Am 1. Februar kam eine Spende direkt bei der Zeitung an, 10.000 Euro für einen behinderten Jungen.
Der evangelische Pastor Hans-Jürgen Kopkow fand Anfang Februar einen Umschlag mit 20 Scheinen zu 500 Euro zufällig zwischen Gesangbüchern. «Keine Ahnung, wann und von wem er hinterlegt wurde», sagte Kopkow. Anders als bei vorherigen Spenden lag diesmal kein Zeitungsbericht dabei. Der Kirchenvorstand wolle nun entscheiden, wofür das Geld verwendet wird. Damit der Spender weiß, dass das Geld angekommen ist, hatte sich der Pastor an die Zeitung gewandt.
Kopkow vermutet, dass der Spender ein reicher Mensch ohne Erbe sein könnte, der nun Freude an den Spenden und Zeitungsberichten hat. Andere vermuten einen Werbegag oder einen reumütigen Steuersünder, der sein Schwarzgeld verteilt. Für Lokalchef Noske steht fest: «Solange es keinen Hinweis auf eine zweifelhafte Herkunft gibt, könnte es von uns aus immer so weitergehen.»
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