Eine Untersuchung der Deutschen Rentenversicherung hat ergeben, dass sich innerhalb von nur zehn Jahren die Lebenszeit von ehemaligen Geringverdienern im Rentenalter deutlich verkürzt hat: Zwischen 2001 und 2010 von durchschnittlich 77,5 Jahre auf 75,5 Jahre.
Währenddessen nahm sie für Beschäftigte mit überdurchschnittlichem Einkommen zwischen 2001 und 2010 von 82,5 auf 83,4 Jahre zu. Also: Wer gut situiert ist, lebt länger - und ist erfahrungsgemäß auch weniger krank.
Der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwege hat dafür eine einfache Erklärung: Der Druck auf Menschen im Niedriglohnsektor ist nach seinen Worten durchweg höher, die Gesundheitsversorgung schlechter, die Lebenserwartung geringer. Dass Geringverdiener durch ungesunden Lebenswandel dazu selbst beitragen, hält er für nachvollziehbar. Wer deren Sorgen habe, betäube sich eben «eher mit Zigaretten und Alkohol».
«Je niedriger die soziale Schichtzugehörigkeit, desto größer die Krankheitslast», wissen Experten schon seit langem. Der Bundesverband der Lungenärzte findet die aktuelle Statistik plausibel: Der durchschnittliche Raucher verliere als Folge seiner Sucht im Schnitt zehn Lebensjahre. «Dieser Effekt reicht völlig aus, die verkürzte Lebenserwartung bildungsferner Schichten zu erklären», betonen die Fachärzte. Und fordern - wie auch immer - den Tabakkonsum strikt zu kontrollieren.
Schon 2009 hatte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vorgerechnet, dass Männer mit einem Monatsgehalt von mehr als 4500 Euro statistisch eine um sieben Jahr längere Lebensdauer haben als Bezieher von Einkommen unter 1500 Euro. Im übrigen erreichten doppelt so viele Geringverdiener wie Gutverdiener das Rentenalter überhaupt nicht.
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