David Susskind ist an diesem Freitag im Alter von 86 Jahren verstorben.
Dem 1925 in Antwerpen geborenen Susskind gelang 1942 buchstäblich in letzter Sekunde die Flucht: Er überlebte den Holocaust im Exil in der Schweiz.
"Sei ein Mensch", hatte ihm seine Mutter mit auf den Weg gegeben. "Mensch" im jiddischen Sinne des Wortes, das heißt: "Eine integre, ehrenhafte Person". Für ihren 15-jährigen Sohn hatte sie die Flucht in die Schweiz organisiert und finanziert. Der junge David Susskind schaffte es 1942 in die Schweiz. Seine Mutter blieb in Belgien zurück, wurde später festgenommen und nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte den Holocaust nicht.
Nach dem Krieg kehrte David Susskind nach Belgien zurück, genauer gesagt nach Brüssel. Sein Engagement galt voll und ganz dem Wiederaufbau eines jüdischen Lebens in Belgien.
1959 gründete er das "Centre Communautaire Laïc Juif", das Weltliche Jüdische Gemeinschaftszentrum. "Weltlich", weil es seiner Ansicht nach auch ein jüdisches Leben außerhalb des jüdischen Glaubens geben sollte, geben musste. Darüber hinaus war Susskind auch Mitbegründer und zwischenzeitlich Vorsitzender des Koordinationskomitees jüdischer Organisationen in Belgien, wenn man so will des "Zentralrats" des belgischen Judentums.
Susskind war ein Vorkämpfer für Demokratie, Menschenrechte, insbesondere die Meinungsfreiheit. Außerdem lag ihm Friedensprozess im Nahen Osten am Herzen. Gegen den damaligen jüdischen Mainstream vertrat er früh eine ausgewogene, eine Zweistaaten-Lösung und organisierte in den 1980er Jahren in dieser Sache auch eine Reihe von internationalen Konferenzen, unter anderem in Brüssel, wo Susskind Israelis, Palästinenser und Araber an einen Tisch brachte.
Die jüdischen Organisationen in Belgien würdigten Susskind als einen engagierten Humanisten, einen Hüter des Gedenkens und der Erinnerung an die Shoah. Im Februar 2010 war er zum Ehrenbürger der Stadt Brüssel ernannt worden.
Bild: Benoit Doppagne (belga)