«Nie wieder soll Euer Volk Objekt von Unterdrückung, Ablehnung und Geringschätzung werden», sagte der deutsche Pontifex vor den Audienzteilnehmern am Samstag im Vatikan.
An dem Treffen nahm auch die Holocaust-Überlebende Ceija Stojka teil. Die heute 78-jährige österreichische Schriftstellerin des Roma-Volkes wurde mit neun Jahren nach Auschwitz deportiert. Von ihrer 200-köpfigen Familie überlebten nur sechs Menschen den Krieg.
«In den Jahrhunderten habt ihr den bitteren Geschmack von Ablehnung und Verfolgung kennengelernt etwa während des Zweiten Weltkriegs: Tausende Frauen, Männer und Kinder wurden barbarisch umgebracht in den Konzentrationslagern», sagte Benedikt.
Er erinnerte an seinen Besuch im KZ Auschwitz im Mai 2006, wo er für die Opfer der Verfolgung betete und vor einem Gedenkstein niederkniete, der an die ermordeten Sinti und Roma erinnert. «Das europäische Gewissen darf niemals so viel Schmerz vergessen.»
Auch heute bestünden weiter gravierende Probleme für Sinti, Roma und andere Volksgruppen, so die oft schwierige Beziehung mit der Gesellschaft, in denen sie lebten, sagte der Papst. Er forderte die Anwesenden und die Gesellschaft auf, sich um mehr Integration zu bemühen. Das heutige Europa baue Grenzen ab und biete so neue Möglichkeiten, appellierte der Papst an seine Gäste, «gemeinsam eine neue Seite in der Geschichte eures Volkes für Europa zu schreiben».
In bewegenden Worten mahnte die Holocaust-Überlebende Stojka: «Ich wünsche mir eines, hellhöriger und mit offenen Augen die Zigeuner aufzunehmen, sie mit mehr Respekt zu behandeln, und nie wieder Auschwitz.» Anlass der Privataudienz war der 75. Jahrestag des Martyriums des Seligen der Roma und Sinti: Zeffirino (Ceferino) Giménez Malla (1861-1936).
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