Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner hat dem schwulen Buchautor David Berger die Erlaubnis zum Religionsunterricht entzogen. Der 77-jährige Kardinal begründete dies am Donnerstag mit Bergers Kirchenkritik, die sein Vertrauen zu ihm zerstört habe.
Berger hatte in seinem Buch «Der heilige Schein» schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche erhoben. Der 43-Jährige sprach von einem «katholischen Dschihad» (Heiligen Krieg).
Er sagte der dpa, seine Abberufung gehe auf den Druck extrem konservativer Kräfte zurück, die Unterschriftenaktionen veranstaltet hätten und sogar die Todesstrafe für Homosexuelle forderten.
Berger bestritt im dpa-Gespräch, dass er die katholische Kirche als solche angegriffen habe. «Mein Buch weicht gerade nicht von der katholischen Lehre ab, ich habe es aus Liebe zur Kirche geschrieben.» Er kritisiere nur ganz bestimmte Missstände innerhalb der Kirche, und dies sei die Aufgabe jedes katholischen Laien.
Kardinal Meisner gilt als einer der konservativsten deutschen Bischöfe und ist im Erzbistum Köln dafür bekannt, dass er streng gegen Kritiker vorgeht. Berger wird am Ville-Gymnasium in Erftstadt bei Köln nun künftig sein zweites Fach Deutsch unterrichten.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, kritisierte: «Meisner spricht einem profilierten Theologen die Kompetenz ab, weil er nicht asexuell lebt. Wäre die katholische Kirche nur bei Fällen sexuellen Missbrauchs halb so konsequent gewesen.»
Bild: Harald Tittel (epa)