schlüpfen, sind im Alltag souverän und erfolgreich - das will zumindest ein Psychologe herausgefunden haben.
Menschen mit ähnlichen Charakterzügen wählten zum Karneval überraschend häufig die gleichen Kostüme aus, sagt Rolf Schmiel (37) aus Essen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Für eine wissenschaftliche Studie zur närrischen Psyche befragte er im Herbst vorigen Jahres 29 Kölner. Das sei zwar nicht repräsentativ, aber die Tendenzen seien eindeutig.
Für männliche Singles lohne zum Beispiel immer ein Blick hinter Hexenmasken: «Damen im Hexenkostüm sind sonst sehr attraktiv und wollen im Karneval nicht darauf reduziert werden.» Also unter Spitzhut und Buckel schlummere oft Schönheit, dagegen verberge sich hinter sexy-verruchten «Kätzchen-Masken» meist eine graue Maus.
Der langweilige Cowboy
So wie weibisch verkleidete Männer häufig Karrieristen seien, steckten unter Cowboyhüten eher Langweiler. Zum einen zeuge die Wahl des Klassiker-Kostüms nicht gerade von sprühender Kreativität. Viel ausgeprägter als die Fantasielosigkeit des Wild-West-Helden sei aber seine Sehnsucht nach Freiheit und Männlichkeit: «Der ist im Alltag eher ein Pantoffelheld als ein Revolverheld.»
Schmiel - selbst kein erklärter Jeck - ist mit seinen Einschätzungen nicht zimperlich. Der selbstständige Psychologe entwickelt sonst Trainingsprogramme für Mitarbeiter in Unternehmen.
Die Kostüm-Verweigerer
«Ein Kostüm verkleidet nicht, sondern entblößt Sehnsüchte», sagt der Experte. Das gelte auch für Kostüm-Verweigerer: Wer auf Karnevalsveranstaltungen in Zivil gehe, sei eine Spaßbremse - nicht nur am Narrenabend, sondern im ganzen Leben. «Wer an Karneval schon mit Handbremse agiert, zeigt auch tendenziell in anderen Situationen, dass er sich nicht an Spielregeln hält.» In der Gruppe oder Partnerschaft stellten sich die Narren ohne Dress oft quer.
Tragische Figur und ewiger Außenseiter sei der Clown. Dieser zweite Kostüm-Klassiker ist - wie Schmiel ausführt - von Haus aus geschlechtslos. Der clownesk Kostümierte fühle sich «auch im normalen Leben weder als Mann noch als Frau akzeptiert». Außerdem lege der vermeintliche Spaßvogel in Wirklichkeit eine «depressive Grundstimmung» an den Tag. Also: die Maske als das wahre Gesicht.
Johanna Uchtmann (dpa) - Bild: Julian Stratenschulte (epa)