In der von Regierungschef Wladimir Putin geführten Partei Geeintes Russland mehren sich erstmals Befürworter einer Beerdigung Lenins. Auch im Kreml gebe es viele Funktionäre, die für das umstrittene Vorhaben seien, schreibt die Zeitung 'Wedomosti' in ihrer Freitagsausgabe.
Neben den Kommunisten warnen aber auch Regierungspolitiker, dass ein Lenin-Begräbnis zur Spaltung des Landes führen könnte. "Es ist eine dumme, heidnische Mission der Liebe zu Leichen, die wir auf dem Roten Platz haben. Experten wissen, dass nur noch zehn Prozent des Körpers erhalten sind", sagte der Parlamentsabgeordnete Wladimir Medinski von der Putin-Partei.
Der Menschenrechtler Arseni Roginski von der Organisation Memorial bezeichnete Lenin als Begründer des "Staatsterrors". Auch der ebenfalls an der Kremlmauer beerdigte Sowjet-Diktator Josef Stalin müsse von dort verschwinden.
Die Überführung des bisher für Millionenbeträge erhaltenen Lenin-Leichnams in ein Grab könnte zu einem echten Image-Projekt für Kremlchef Dmitri Medwedew werden, sagte ein Mitarbeiter der Präsidialverwaltung der Zeitung. Dabei gehe es vor allem um einen Bruch mit der umstrittenen sowjetischen Vergangenheit und einen Aufbruch in ein modernes Russland, das Medwedew immer wieder ankündige.
Der Friedensnobelpreisträger und Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow zeigte sich überzeugt, dass der Leichnam über kurz oder lang unter die Erde komme. Ein Sprecher der Kremlverwaltung sagte, dass es derzeit aber keine Pläne für ein Begräbnis gebe.
Lenin
Wladimir Iljitsch Uljanow (1870-1924) gilt vielen Russen auch mehr als 90 Jahre nach der Oktoberrevolution von 1917 und dem damaligen Sturz des Zaren als Nationalheld. Das Gehirn des Revolutionshelden wird in einem medizinischen Institut in Moskau aufbewahrt.
Die Debatte um seine Beerdigung gibt es seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor 20 Jahren.
dpa/fs/km - Bild: epa