Neue Ernüchterung für Russlands Wodka-Trinker: In der Millionenstadt Moskau dürfen Läden starken Alkohol mit mehr als 15 Prozent künftig nicht mehr zwischen 22.00 Uhr und 10.00 Uhr verkaufen. Zur Bekämpfung der Trunksucht habe Bürgermeister Juri Luschkow das bisher geltende Verbot noch um drei Stunden erweitert, teilte die Stadt Moskau am Mittwoch mit. Für die Kontrolle sei die Polizei zuständig. An den Folgen des Alkoholkonsums sterben in Russland jedes Jahr Hunderttausende Menschen.
Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat dem Alkoholkonsum den Kampf angesagt. Allerdings waren ähnliche Versuche schon zu Sowjetzeiten - etwa unter Präsident Michail Gorbatschow - gescheitert. Medwedew hatte unlängst eine Null-Promille-Grenze für Autofahrer eingeführt.
Außerdem gilt als Kampfansage gegen Panscher und Schwarzbrenner inzwischen ein staatlicher Mindestpreis für eine 0,5-Liter-Flasche des Nationalgetränks Wodka, der bis 2013 auf mehr als das Doppelte steigen soll. Geplant ist eine stufenweise Erhöhung von derzeit 89 auf 200 Rubel (rund 5 Euro).
Ärzte fürchten, dass die Russen sich bei Verkaufsverboten und höheren Preisen wieder vermehrt mit Industrie-Alkohol, Frostschutzmitteln oder anderen Ersatzstoffen berauschen. Im größten Land der Erde werden jedes Jahr pro Kopf durchschnittlich 14 Liter reiner Alkohol getrunken.
Die Gesellschaftskammer, ein Experten-Gremium zur Lösung nationaler Probleme, beziffert den wirtschaftlichen Schaden durch den Alkoholrausch auf rund 39 Milliarden Euro pro Jahr - etwa für die kostspielige Behandlung von Alkoholkranken. Wegen der starken Alkohollobby in Russland gelten staatliche Maßnahmen als schwer durchzusetzen.
Ulf Mauder (dpa) - Bild: epa