Mit einem Kusswettbewerb hat New York das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 65 Jahren gefeiert. Dutzende Paare versuchten bei dem «Kiss-Inn» auf dem Times Square, das legendäre Foto vom 14. August 1945 nachzustellen, auf dem an gleicher Stelle ein glücklicher Seemann spontan eine Krankenschwester küsst.
Einige Veteranen des Krieges, jeder weit über 80, verfolgten das Schauspiel. Den Hintergrund bildete die Skulptur «Unconditional Surrender» («Bedingungslose Kapitulation») des Künstlers Seward Johnson, die dem Foto exakt nachempfunden ist. Zu deren Füßen und unter dem Jubel der Zuschauer machte ein junger Mann sogar seiner Freundin einen Heiratsantrag. Sie nahm an.
Am Abend des 14. August 1945 hatte Präsident Harry Truman die Kapitulation Japans verkündet. In den ganzen USA war es darauf zu spontanen Freudenfesten gekommen. Auf dem Times Square entstand das berühmte Foto, das zum Symbol der Freude wurde. Seit 65 Jahren wird aber auch gerätselt, ob das Bild echt oder gestellt ist und wann es aufgenommen wurde.
So kam Trumans Ansprache um 19.03 Uhr im Radio. Eine Krankenschwester, die mit auf dem Bild ist, sagte jetzt der «New York Times», sie sei anschließend mehrere Stunden nach Hause gefahren und es sei noch hell gewesen - dann hätte das Bild vor Trumans Ansprache aufgenommen worden sein müssen. Aber vielleicht irre sie sich auch, sagte die 84 Jahre alte Gloria Bullard. «Wenn ich glücklich bin, ist für mich alles heller und strahlender. Und es war ein wunder-, wunderschöner Tag.»
Die Frau, die die geküsste Krankenschwester sein soll, war im Juni im Alter von 91 Jahren gestorben. Edith Shain selbst hatte mehrfach gesagt, dass sie die junge Frau sei, die auf dem Bild spontan von einem Seemann geküsst wird. Immer wieder gab es Zweifel an dem Bild. Zum einen meinten Kritiker, es sei so perfekt, dass es gestellt sein müsse. Das gilt aber als widerlegt. Zum anderen gibt es gleich mehrere Menschen, die entweder die Krankenschwester oder der Matrose gewesen sein wollen.
Der Fotograf Alfred Eisenstaedt, 1898 in Deutschland geboren und 1995 in New York gestorben, hatte die beiden nie nach ihrem Namen gefragt, später jedoch vermutete auch er in Shain die Krankenschwester. Die Szene wird an der gleichen Stelle jeden Tag von Dutzenden Touristen nachgestellt.
Chris Melzer (dpa) - Bild: epa