Eine neue Dekade der Frau («The female Decade») ist nach Überzeugung zahlreicher Experten mit der rasanten Entwicklung der digitalen Medien angebrochen - und bringt ihnen neue Entfaltungsmöglichkeiten. «Ich glaube, dass sich die Welt der Frauen durch die digitalen Medien verbessert», sagte die Schirmherrin der am Donnerstag und Freitag in München tagenden internationalen Konferenz «DLDwomen», die Schauspielerin und Verlegerfrau Maria Furtwängler-Burda. «Die letzte große Frauenbewegung in den 70er und 80er Jahren ist ja irgendwie steckengeblieben - vielleicht lag das auch an einem Mangel an Kommunikation und Vernetzung», sagte Furtwängler der dpa.
Mit den heutigen Möglichkeiten könnten Frauen sich in Internet-Netzwerken (social networks) austauschen und präsentieren. Zudem biete die Digitalisierung bessere Möglichkeiten, zu Hause zu arbeiten und somit Familie und Beruf besser zu verbinden. «Man kann länger und mehr arbeiten - die Job-Happyness steigt», meint die Schirmherrin der vom Burda-Verlag erstmals ausgetragenen Frauen-Zweigveranstaltung der jährlichen DLD-Konferenzen (Digital Life Design) in München.
Das erotische Kapital?
Mehr als 50 internationale Experten aus Medien, Wirtschaft, Kultur und Medizin wollen sich dem gewandelten Rollenverständnis der Frau in verschiedenen Panels stellen und dabei neben weiblichen Business-Vorbildern und Konsum-Macht auch Hormoneinflüsse, Schönheitsideale, das erotische Kapital, die Kinderfrage und Neiddebatten nicht auslassen. Zu den prominenten Teilnehmern zählen der Bestseller-Autor Paulo Coelho, Regisseurin Doris Dörrie, «art press»-Chefredakteurin und Skandalautorin Catherine Millet («Das sexuelle Leben der Catherine M.») und die britische Psychoanalytikerin Susie Orbach.
Bei den Lehman-Sisters wäre das nicht passiert
Im Gegensatz zu früheren Emanzipationsmodellen betone die moderne Frauenbewegung nicht eine Gleichheit der Geschlechter, sondern stelle Unterschiede durchaus heraus. «Wir sind weniger risikofreudig, empathischer, haben eine höhere verbale Intelligenz und dagegen eine - wenn auch nur sehr geringfügig - weniger hohe Handlungsintelligenz als Männer», sagte Furtwängler mit Blick auf Studienergebnisse. Nicht zuletzt diese Attribute ließen aber bezweifeln, ob es etwa in einer frauendominierten Bankenwelt zu solch einer Krise gekommen wäre: «Es gibt ja den Satz: bei Lehman-Sisters wäre nicht passiert, was bei Lehman-Brothers geschah.»
Einige Ziele der alten und der neuen Frauenbewegung, ihrer analogen und digitalen Welt sind aber identisch: «Nach wie vor ist die Lohn-Ungerechtigkeit eklatant und in viel zu wenig Unternehmen sind Frauen in der Führungsriege angemessen vertreten.» Doch Furtwängler, die in Film- und Fernsehrollen oft Frauen im Kampf mit Widrigkeiten spielt - als allein erziehende Mutter und «Tatort»-Kommissarin oder als heimatvertriebene Gutsherrin («Die Flucht») -, wirft auch einen kritischen Blick auf Frauen und ihre mangelnde Solidarität: «Frauen müssen lernen, Hierarchien auch untereinander zu akzeptieren.» Oft sei die Chefin gerade von Frauen weniger akzeptiert als der Chef.
Jutta Steinhoff (dpa) - Bild: epa
Hier gibt es eine ausführliche Berichterstattung von allen Vorträgen der DLD Women in München. Sind super spannende Vorträge dabei! Viel Spaß! http://www.sounds-like-me.com/news/dldwomen/