Mit Comics, Stickern, Sammelfiguren und auffälliger Verpackung werden die Kinder in die Konsumfalle gelockt. Verbraucherschützer und Ernährungsexperten warnen: Kinderlebensmittel sind häufig zu süß, zu fett und zu teuer.
Die Werbebotschaft von Kinderlebensmitteln ist jedenfalls eindeutig: da ist viel drin, sprich Calcium und extra viele Vitamine. Den tatsächlichen Wert für die Ernährung der Kinder erfahren die Eltern aber meist nicht. Was in den Kinderlebensmitteln wirklich steckt, hat mit der Werbung nicht mehr viel gemeinsam. Ob Joghurts, Getränke, Wurst, Käse, Schokolade oder Hörnchen: Empfehlen können die Verbraucherschützer keines der Spezialprodukte.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff "Kinderlebensmittel"?
Eine lebensmittelrechtliche Definition dieses Begriffes gibt es nicht. Im Grunde genommen handelt es sich um Nahrungsmittel, die auf dem Markt sind und die durch besondere Werbemaßnahmen als speziell für Kinder geeignet herausgestellt werden.
Die Palette reicht von Süßigkeiten wie Vitaminbonbons, Milchschnitten und Schokoriegeln, Milchprodukten (Fruchtjoghurt), Frühstückssnacks (Cerealien, Knusperflocken verschiedener Art), Brotaufstrich (Schokopasta) bis hin zu Getränken (calciumangereicherte Säfte, Multivitaminsäfte, Limonaden).
Besonders in den Kinderprogrammen und an den Wochenenden wird vornehmlich in den Privatkanälen des Fernsehens für diese Produkte geworben. Den Eltern versprechen die Werbespots, dass Kinderlebensmittel gesund seien und weisen unter anderem auf die "Extraportion Calcium" oder das "Plus für eine ausgewogene Ernährung" hin.
So gesund, wie die Werbung verspricht?
Laut dem Gesundheitsratgeber "gesundheit.de" müsste ein 9-jähriges Kind 17 Milchschnitten essen, um seinen Tagesbedarf an Calcium zu decken. Gleichzeitig hätte es dann aber auch 40 Stück Würfelzucker und ein halbes Paket Butter konsumiert.
Nicht zu vergessen: Cornflakes, Snacks und Pops bestehen zu 40 Prozent aus Zucker. Eine Tagesration der von Stiftung Warentest untersuchten Kinderlebensmittel enthält durchschnittlich 300 Kalorien mehr als ein selbst zubereiteter Speiseplan. Und das ist eine ganze Menge.
Ein erheblicher Unterschied, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren nur 1.500 Kalorien am Tag brauchen. Schulkinder sollten also nicht mehr als 50 bis 60 Gramm Zucker pro Tag verzehren. Die stecken beispielsweise in 2 Portionen Kinderjoghurt, 2 Gläsern Limonade oder 2 Schokoriegeln.
Die VSZ Ostbelgien rät deshalb Eltern, mit ihren Kindern auch und gerade über Werbung zu sprechen. Damit sie wissen, dass nicht alles so gesund und gut für sie ist, wie es scheint. Ab und zu dürfen die klebrigen Frühstücksflocken auf dem Speiseplan stehen, nur sollte dies nicht zur Regel werden. Was in den Kinderlebensmitteln wirklich steckt, hat also mit der Werbung nicht mehr viel gemeinsam.
Deshalb sollten Eltern dafür sogen, dass Kinder Mahlzeiten bekommen, die auf der Basis von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten zusammengestellt werden. Es sollten auf jeden Fall Milch und Milchprodukte sowie Fisch vorkommen. Fleisch und Eier in geringeren Mengen.
Süßigkeiten sollten Ausnahmen sein. Diese ganz zu verbieten ist Unsinn, aber es ist wichtig, dass Kinder frühzeitig einen vernünftigen Umgang mit Süßem erlernen.
Einige Tipps:
- Milchschnitten und Kinderriegel bestehen oftmals zur Hälfte aus Zucker und sind häufig sehr fetthaltig.
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Bei Kinderjoghurts sollte man neben dem Zuckergehalt darauf achten, ein Produkt auf Joghurtbasis zu kaufen, denn dieses enthält gegenüber Frischkäse-Joghurt weit weniger Fett.
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Fruchtsaftgetränke haben meist einen Fruchtsaftgehalt von 6 bis 30 %, dafür aber einen hohen Zuckeranteil.
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Frühstückscerealien können bis zu 40 % Zucker enthalten. Sie zählen zu den am stärksten bearbeiteten Lebensmitteln.
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Kinder brauchen keine speziellen Lebensmittel. Den größten Nutzen davon haben die Hersteller, wenn die Kasse klingelt.
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Stehen Sie den Versprechungen der Werbebranche kritisch gegenüber. So kann man beispielsweise den Calciumbedarf zwar mit Kinderschokolade genauso wie mit einem Viertel Liter Frischmilch decken. Die Schokolade liefert aber mehr als dreimal soviel Fett.
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Gut sind Vollkornprodukte, frisches Obst und Gemüse sowie eine fettarme Küche.
Weitere Infos erhalten Sie in der Infothek der Verbraucherschutzzentrale, Neustraße 119, in 4700 Eupen, Tel. 087/59 18 50, Email: info@vsz.be. Hier finden Sie auch interessante Broschüren wie "Bärenstarke Kinderkost" oder "Gewicht im Griff ? Ein Ernährungsprogramm für die Gesundheit".