Verheerende Kritik an Genmais-Studie: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hält die französische Untersuchung zu den schädlichen Wirkungen von Genmais nicht für aussagekräftig. Das teilte die Behörde am Donnerstag in Parma mit. Ein Forscherteam der Universität im westfranzösischen Caen hatte in einer jüngst veröffentlichten Studie an Ratten Krebserkrankungen und frühen Tod auf den Konsum von genetisch verändertem Mais zurückgeführt. Die Efsa-Wissenschaftler sehen aber schwere handwerkliche Mängel und Datenlücken.
So sei schon das Forschungsziel der Wissenschaftler um Gilles-Eric Séralini nicht klar umrissen gewesen, schreiben die Efsa-Experten. Auch die Zahl der Versuchtstiere sei viel zu gering für eine verlässliche Aussage gewesen. Gerade einmal zehn Ratten waren in einer Testgruppe. Krebs komme bei der verwendeten Rattenart ohnehin vergleichsweise häufig vor, statistische Rückschlüsse seien unter diesen Bedingungen nicht möglich. Zudem fehlten Daten etwa zum Futter oder zu den Schäden, die die Ratten im Laufe der zweijährigen Untersuchung entwickelten.
"Schlussfolgerungen zum unterschiedlichen Auftreten von Tumoren zwischen den Behandlungsgruppen können ... nicht gezogen werden", bilanziert die Efsa. Das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und verschiedene Forscher hatten die Studie bereits ebenfalls bemängelt.
Ratten mit Genmais NK 603 von Monsanto gefüttert
Für die Studie hatten die Forscher Ratten zwei Jahre lang mit dem Genmais NK 603 des Herstellers Monsanto gefüttert. Sie setzten die Tiere auch dem zugehörigen Pflanzenschutzmittels Glyphosat aus.
Die Efsa hat für ihre erste Bewertung nur untersucht, ob die Studie wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Die Autoren der Studie können nun weitere Daten nachreichen. Eine zweite, ausführlichere Stellungnahme der Efsa soll Ende Oktober folgen. Darin wird die EU-Behörde die Ergebnisse selbst einordnen und auch die Bewertungen anderer Wissenschaftler berücksichtigen.
Die Studie hatte die Debatte um die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen in Europa neu befeuert. Der Mais NK 603 ist in der Europäischen Union als Rohstoff für die Lebensmittelindustrie oder als Futtermittel zugelassen, aber nicht zum Anbau. Hersteller müssen die Verwendung auf der Packung kenntlich machen. Daher ist der Mais nach Expertenangaben in der EU kaum verbreitet.
dpa/fs - Archivbild: Wu Hong (afp)