Der Zahn der Zeit hat über die Jahrhunderte kräftig an den Mauern des Kölner Doms genagt. Taubendreck, Abgase und Wetter haben ihnen zugesetzt.
Doch Denkmalpfleger vermuten noch einen weiteren Grund: «Es scheint so zu sein, dass sich einige Steinsorten nicht miteinander vertragen und so die Verwitterung beschleunigen», sagte Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner am Dienstag.
Bröselig, abgesplittert, verwittert
Ob das tatsächlich der Fall ist, und wenn ja, was man dagegen tun kann, soll nun wissenschaftlich untersucht werden. Rund 50 verschiedene Steinsorten sind im Laufe der Zeit im Dom verbaut worden - und manche davon können offenbar nicht miteinander. «Das ist wie in einer Familie, da verstehen sich auch einige Familienmitglieder besser als andere», meinte Schock-Werner.
Unterschiedliche Steinsorten hätten zum Beispiel eine unterschiedliche Ausdehnung oder Durchlässigkeit. So nähmen einige Steine viel Feuchtigkeit auf, andere nicht. «Wenn die nebeneinanderliegen, verträgt sich das nicht unbedingt gut.»
Keine Liebe zwischen Trachyt-Stein und Sandstein
Das Forschungsprojekt bezieht sich auf den spätgotischen Nordostpfeiler des Nordturms. Bei dessen Bau um das Jahr 1500 wurde hier - wie fast für den gesamten Dom - vor allem Trachyt-Stein vom Drachenfels verwendet.
Doch seit der Drachenfels im 19. Jahrhundert unter Naturschutz gestellt wurde, dürfen dort keine Steine mehr gebrochen werden. Deshalb setzten die Maurer bei späteren Reparaturen am Pfeiler Obernkirchener Sandstein ein. Doch gerade dort, wo diese beiden Steinsorten unmittelbar aneinandergrenzen, sind heute die Schäden am Trachyt besonders groß.
Denkmalpflege profitiert von Ergebnissen
In den nächsten Monaten werden Forscher im Geowissenschaftlichen Zentrum der Uni Göttingen Steinteile mit modernen Röntgenmethoden und hochpräzisen Mikroskopen untersuchen. Auch Fachleute der TU Dortmund analysieren die Baustoffe. Klima- und Belastungsdaten werden mit Werten aus der Vergangenheit abgeglichen.
Das auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt kostet insgesamt 280 000 Euro. Davon übernimmt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) 125 000 Euro, der andere Teil kommt aus der Dombaukasse.
dpa/epa/jd