Vilvoorde kennt das Problem der Syrien-Kämpfer nur allzu gut: Aus der nahe Brüssel gelegenen Kleinstadt sind insgesamt 28 Islamisten nach Syrien gezogen, um an der Seite der Terrormiliz IS zu kämpfen – gemessen an der Einwohnerzahl so viele wie sonst nirgendwo. Doch seit Mai letzten Jahres hat es keinen einzigen Abgang radikaler Muslime aus Vilvoorde mehr gegeben. Die Stadt hat massiv in die Deradikalisierung investiert, zu diesem Zweck sogar eine kommunale Expertin eingestellt.
Vilvoorde hat außerdem alle Akteure – von der Polizei über die Streetworker, Kultureinrichtungen und verschiedenen Glaubensgemeinschaften – vernetzt. "Man muss das Problem an der Wurzel packen", sagt Vilvoordes Bürgermeister, der SP.A-Politiker Hans Bonte. "Alle Ebenen, alle Einrichtungen müssen zusammenarbeiten und gegen die hiesigen Brutstätten des Terrors aktiv werden." Um Terrorgruppen wie den IS zu bekämpfen, brauche man mehr als nur einen militärischen Einsatz in Syrien und im Irak. Man müsse auch gegen die radikalen Kräfte in den westlichen Ländern vorgehen, denn sie seien die potentiellen Terroristen von morgen. Dafür bräuchten die Kommunen mehr Unterstützung, fährt Hans Bonte fort.
Zwar ist das Problem sich radikalisierender Jugendlicher in Vilvoorde noch lange nicht gelöst, aber der erste Schritt in die richtige Richtung ist erfolgt. So schätzen jedenfalls die Amerikaner die Lage ein. Das Pilotprojekt Vilvoorde könnte genau wie das niederländische Rotterdam anderen Städten als Vorbild dienen, meint US-Vizepräsident Joe Biden. Internet und soziale Medien, das soll ein Ansatzpunkt im Kampf gegen die Radikalisierung junger Leute sein. Die westlichen Länder sollten Familien und Organisationen stärker einbinden, denn sie bemerken als erste, wenn sich jemand verändert.
Nicht Religionen, sondern Menschen seien verantwortlich für Terrorismus, betonte unterdessen US-Präsident Barack Obama. "Wir befinden uns auch nicht im Krieg gegen den Islam", fügte Obama hinzu, "sondern im Krieg gegen Menschen, die den Islam missbrauchen."
An den Beratungen im Weißen Haus nehmen Vertreter von 60 Staaten teil, darunter auch Innenminister Jan Jambon. US-Außenminister John Kerry machte noch einmal klar, worum es bei den Gesprächen geht: "Gemeinsam darüber nachdenken, wie man verhindern kann, dass sich brutale Ideologien ausbreiten. Und wie man verhindern kann, dass Terrorgruppen wie IS und Boko Haram ihr Einflussgebiet erweitern."
Der Kampf gegen den komplexer werdenden Terrorismus wird dauern, da sind sich alle einig. Eine Herausforderung, die immer noch relativ neu ist. Fragen gibt es viele, nach schlüssigen Antworten wird weiter gesucht.
Bild: Mandel Ngan (afp)